Wiesn-Abschlussbilanz der Münchner Polizei am Sonntag, 05.10.2025
Maria Sabbas-Scouras
Der Münchner Polizeieinsatz zum 190. Oktoberfest
Das Oktoberfest zieht Jahr für Jahr Millionen von Besucherinnen und Besuchern aus dem In- und Ausland an. Um die Sicherheit während der 16 Festtage zu gewährleisten, waren auch in diesem Jahr über 600 Polizeibeamtinnen und -beamte im Einsatz.
Bei unserem Einsatz erhielten wir erneut Unterstützung durch die Bayerische Bereitschaftspolizei, Taschendiebfahndern aus dem gesamten Bundesgebiet und zahlreichen europäischen Ländern, sowie uniformierte Polizeibeamte aus Italien.
Die hohe Streifendichte und Präsenz durch die eingesetzten Kolleginnen und Kollegen ermöglichten es uns, ansprechbar und schnell an den Einsatzörtlichkeiten zu sein.
Wie bereits in den Vorjahren wurde die polizeiliche Arbeit durch moderne Videotechnik wirkungsvoll unterstützt. Auf dem Festgelände waren insgesamt 54 Kameras installiert, deren Livebilder direkt in die Einsatzzentrale der Wiesnwache übertragen wurden. Für das 190. Oktoberfest wurden 36 dieser Kameras technisch auf den neuesten Stand gebracht. Dies ermöglichte eine unmittelbare Lagebewertung nach eingehenden Notrufen, eine gezielte Koordination medizinischer Hilfe sowie das schnelle Erkennen flüchtender Tatverdächtiger. In 183 Fällen konnte die Videotechnik zur Unterstützung der Einsatzkräfte genutzt werden. Zudem wurden 30 Straftaten alleine durch die Videoüberwachung festgestellt.
Hervorzuheben ist die enge und reibungslose Zusammenarbeit mit dem Veranstalter, dem KVR, der Feuerwehr, der MVG und der Sanitätsbetreuung.
Am Mittwoch, 01.10.2025, gegen 04:40 Uhr ereignete sich in der Lerchenau im Münchner Norden ein Großeinsatz der Polizei. Hinsichtlich des Tatgeschehens wird nach aktuellen Ermittlungen davon ausgegangen, dass der 57-jährige deutsche Tatverdächtige aus Starnberg aufgrund von Familienstreitigkeiten das Gebäude und mehrere Fahrzeuge in Brand gesetzt hatte.
Im Rahmen der Ermittlungen wurde zudem im Umfeld des Tatorts ein vom Tatverdächtigen verfasstes Schreiben aufgefunden. Dieses enthielt eine Sprengstoffdrohung mit Bezug zum Oktoberfest. In diesem Zusammenhang wurde die Theresienwiese vorerst bis 17:00 Uhr nicht geöffnet, um Absuchmaßnahmen durchzuführen. Hierbei waren zahlreiche Sprengstoffsuchhunde aus ganz Bayern sowie sprengstoffkundige Beamte eingesetzt. Nachdem die polizeilichen Maßnahmen auf der Theresienwiese abgeschlossen waren und sich die Gefahrensituation nicht bestätigt hatte, konnte das Oktoberfest um 17:30 Uhr wieder geöffnet werden.
Trotz dieses herausragenden Einzelereignisses kann insgesamt von einer friedlichen und überwiegend entspannten Grundstimmung auf dem Fest gesprochen werden.
Ein hohes Maß an Zivilcourage zeigte sich dadurch, dass die Besucher auch untereinander auf sich Acht gaben und in Verdachtsmomenten den Notruf 110 wählten.
In diesem Jahr kam es zu 1.598 Einsätzen auf dem Oktoberfestgelände, ein Rückgang von -9,4% im Vergleich zum Vorjahr, in dem wir zu 1.764 Einsätzen gerufen wurden.
Ein Großteil der Einsatzanlässe waren Körperverletzungsdelikte, Streitigkeiten oder hilfebedürftige Personen.
Während die Wiesn im vergangenen Jahr sehr friedlich verlief, wurde in diesem Jahr zwar ein Anstieg der registrierten Straftaten festgestellt. Im Vergleich zum Jahr 2023 ist jedoch insgesamt ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Um eine bessere Einordnung zu ermöglichen, wird daher im Folgenden vereinzelt der Vergleich mit den Jahren 2024 und 2023 gezogen.
Alle folgenden Zahlen haben den Stand 05.10.2025, 05:00 Uhr
Gesamtzahlen der Verstöße
Die Anzahl der Straftaten und Ordnungswidrigkeiten ist mit 784 Anzeigen im Vergleich zu 2024 (706 Delikte) gestiegen (+11,0%), jedoch im Vergleich zum Jahr 2023 mit 930 Anzeigen zurückgegangen (-15,7 %).
Kapitaldelikte
Auch in diesem Jahr war kein Tötungsdelikt zu vermelden. Es kam zu einem Raubdelikt (2024: 0; 2023: 5x Raub), welches noch weiterer Ermittlungen bedarf.
Sexualdelikte
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es einen Anstieg auf 72 Delikte (2024: 56; 2023: 67). Dabei handelte es sich zum Großteil um sexuelle Belästigungen und vereinzelt um die Erstellung von Bildaufnahmen des Intimbereichs (sog. Upskirting: 10 Fälle). Fünf Fälle erfüllten den Tatbestand der Vergewaltigung (2024: 2; 2023: 6).
Bereits im Vorfeld des diesjährigen Oktoberfests legte die Münchner Polizei einen besonderen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Sexualdelikten. Über verschiedene Präventionsmaßnahmen – darunter Social-Media-Posts, Plakate sowie Anzeigen im MVG-Bereich – wurde insbesondere eine klare Botschaft an potenzielle Täter gerichtet: Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung werden nicht geduldet und konsequent durch die Polizei verfolgt.
Gewaltkriminalität
Mit 236 Anzeigen wegen Körperverletzung liegen diese leicht über dem Vorjahresniveau (212). 2023 wurden 222 Körperverletzungsdelikte registriert.
Von den 236 Körperverletzungsdelikten handelte es sich um 75 gefährliche Körperverletzungen, z.B. durch mehrere Täter oder mit einem gefährlichen Gegenstand. Letzteres wurde in 24 Fällen mit einem Maßkrug begangen. (2024: 88 gef.K KV, davon 29 Maßkrug; 2023: 71, 24)
Widerstand gegen Polizeibeamte
In 25 Fällen kam es zum Widerstand gegen / Angriff auf Polizeibeamte (2024: 22; 2023: 25). Hierbei wurden 17 Polizeibeamte verletzt (2024: 12; 2023: 31). Sofern bei den Tatverdächtigen Alkoholtests möglich waren, wurde häufig eine nicht unerhebliche Alkoholisierung festgestellt.
Diebstahl
Während des 190. Oktoberfests wurden 170 Anzeigen wegen Diebstahls aufgenommen (2024: 158)
Im Deliktsbereich des Taschendiebstahls wurden insgesamt 55 (2024: 38; 2023: 123) Taten registriert, davon konnten 8 Tatverdächtige festgenommen werden, denen im Rahmen der Ermittlungen meist mehrere der registrierten Taten zugeordnet werden können. In 12 Fällen wird wegen des schweren Taschendiebstahls ermittelt.
Ein schwerer Taschendiebstahl liegt u. a. vor, wenn der Täter die „hilflose Lage“ seines Opfers ausnutzt (z. B. schlafende Personen aufgrund ihrer Alkoholisierung).
Für die Unterstützung der Taschendiebfahnder aus den anderen Polizeipräsidien, außerbayerischer Polizeiverbände, z. B. aus Berlin, Frankfurt und Köln sowie internationaler Kolleginnen und Kollegen möchten wir uns recht herzlich bedanken.
Diese eingesetzten Taschendiebfahnder tätigten während des Oktoberfests deliktsübergreifend 37 Festnahmen auf dem Festgelände. Die Festnahmen umfassen nicht nur Diebstähle, sondern zum Beispiel auch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Rauschgiftkriminalität und Cannabis
In 148 Fällen wurden Anzeigen nach dem Betäubungsmittelgesetz erstellt (2024: 133). In den überwiegenden Fällen handelte es sich um Verstöße mit Kokain.
Aufgrund der geänderten Gesetzeslage im April 2024 fällt Cannabis nicht mehr unter das BtMG. Einschlägig sind hier das Konsumcannabisgesetz und das bayerische Gesundheitsschutzgesetz. Letztgenanntes untersagt den Konsum von Cannabisprodukten auf Volksfesten. Demnach wurden wegen Verstößen mit Cannabis 13 Anzeigen erstellt. In 12 Fällen handelte es sich um den unerlaubten Konsum auf dem Oktoberfestgelände. (2024: 27)
Zugangskontrollen
In sechs Fällen wurde die Polizei bei den Zugangskontrollen des Veranstalters hinzugezogen. Dreimal konnten Taschenmesser und je einmal ein Tierabwehrspray, ein Teleskopschlagstock und ein Springmesser aufgefunden und sichergestellt werden. In allen Fällen wurden Anzeigen erstellt.
Flugbeschränkungsgebiet
Für die Dauer des Oktoberfests wurde ein Flugbeschränkungsgebiet mit einem Radius von 5,5 km und einer Höhe von 10 km festgelegt. Es wurden 11 Verstöße (2024: 14) festgestellt, bei denen Flüge über der Theresienwiese stattfanden, wobei es sich in allen Fällen um unerlaubte Flüge mit Drohnen handelte. In allen Fällen wurden die Piloten festgestellt und erhielten eine Anzeige nach dem Luftverkehrsgesetz.
Polizeiliche Maßnahmen
In 529 Fällen wurden freiheitsentziehende Maßnahmen durchgeführt (2024: 532). Dabei handelte es sich in 163 Fällen (2024: 213) um Gewahrsamnahmen zur Verhinderung oder Unterbindung von Straftaten. In der Regel handelte es sich hierbei um stark alkoholisierte und aggressive Personen, die ausgenüchtert wurden.
Außerdem wurden 366 Personen festgenommen (2024: 319; 2023: 487). Darunter zählen die Personen, die nach einer Straftat auf dem Festgelände als Tatverdächtige identifiziert und zur weiteren Anzeigenbearbeitung zur Wiesnwache mitgenommen wurden.
Bei Personen, welche eine Straftat begehen und keinen festen Wohnsitz in Deutschland haben, besteht die Gefahr, dass sie sich dem Strafverfahren entziehen könnten. Aus dem Grund wird zur Sicherung des Strafverfahrens und zur Abwendung einer Untersuchungshaft in bestimmten Fällen eine sogenannte Sicherheitsleistung einbehalten. In diesem Jahr wurden bislang 357.000 EUR an Sicherheitsleistungen einbehalten. (2024: circa 330.00 EUR)
Das Kreisverwaltungsreferat erließ auf Antrag des Polizeipräsidiums Münchens bereits im Vorfeld 25 Betretungsverbote für das Festgelände (2024: 23). Während der Wiesn wurden 7 weitere Betretungsverbote erlassen.
Verkehr
Die Anzahl der Gesamtunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich. Deutlich angestiegen sind jedoch die Verkehrsdelikte unter Alkohol- und Drogeneinfluss, insbesondere bei Fahrten mit E-Scootern.
Trunkenheit
Bei einer Vielzahl von mobilen sowie stationären Kontrollen im gesamten Stadtgebiet und im Landkreis München wurden 438 Fahrten unter Alkoholeinfluss festgestellt (2024: 322). Davon handelte es sich in 253 Fällen um Straftaten und in 185 Fällen um Verkehrsordnungswidrigkeiten (2024: 183, 138).
Mit 252 Fahrten unter Alkoholeinfluss (2024: 135) entfällt weiterhin ein großer Anteil dieser Verkehrsdelikte auf E-Scooter. Dies entspricht einem Anstieg von 86,67%.
Das Fahren eines E-Scooters unter dem Einfluss von Alkohol, Betäubungsmitteln oder anderen berauschenden Mitteln unterliegt den gleichen Regularien, wie alle anderen Kraftfahrzeuge.
Eine Steigerung wurde bei Fahrten unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln oder anderen berauschenden Mitteln festgestellt. Dabei wurden 112 Verstöße angezeigt (2024: 82). Hiervon entfiel keiner auf die Nutzung eines E-Scooters.
Nach Trunkenheitsfahrten, die den Straftatbestand nach §316 StGB erfüllten oder nach Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss i.S. §315c StGB, wurden 291 Führerscheine sichergestellt (2024: 209).
Unfälle
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München (Stadt und Landkreis) lag die Zahl der Verkehrsunfälle mit 1.923 Fällen über auf dem Vorjahresniveau (1.776 Unfälle).
Dabei wurden 16 Personen schwer verletzt (2024: 19). 293 Personen trugen leichte Verletzungen davon, 2024 waren es 271 Personen.
Davon ereigneten sich 23 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, davon 12 mit Beteiligung von E-Scootern (2024: 7)
Es ereigneten sich zwei Unfälle, bei denen Personen tödlich verletzt wurden, wobei diese keinen Bezug zum Oktoberfest hatten.
Abschleppungen
Insgesamt mussten 1187 Fahrzeuge abgeschleppt werden, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, in dem 1268 Abschleppungen vorgenommen werden mussten.
Ein besonderes Augenmerk lag erneut auf der Parksituation in den Anwohnerlizenzgebieten im Umfeld der Theresienwiese. Personen, die ihr Fahrzeug ohne Anwohnerparkerlaubnis in diesen Bereichen verbotswidrig parkten, mussten damit rechnen, dass das Fahrzeug abgeschleppt wird. Dies kann zzgl. Buß- oder Verwarnungsgeld mehrere hundert Euro kosten.
Quelle: Polizeipräsidium München (Stand 06.10.2025)
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